Might Be Spring

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Roman Babik & Atom String Quartet
Might Be Spring


Veröffentlichung: 01.21.2023
Format: Audio CD
Katalognummer: FT021CD


Tracklist

1. Might Be Spring
2. Turning Point
3. Noah
4. Clear Confusion
5. November Walk
6. Pardon, My Steps
7. So Far
8. Talk To Me

Credits

Created with Sketch.

Roman Babik - Piano & Composition

Atom String Quartet:

Dawid Lubowicz - Violin

Mateusz Smoczyński - Violin

Michał Zaborski - Viola

Krzysztof Lenczowski - Cello


On Track 7 ( So Far ) feat. Ismail Lumanovski - Clarinet


Recording & Mixing: Mateusz Sołtysik


Recorded at Witold Lutoslawski Concert Studio of the Polish Radio 

Warsaw, Poland

Info

Created with Sketch.

Das Jazzleute bisweilen einen Ausflug ins Kammermusikfach machen ist nicht neu. Solopiano plus Streichquartett passiert nicht wirklich oft. Was ist wohl der Reiz an dieser Verbindung? Sehen wir es doch mal so: Wenn in einem Jazzquartett die Saxophonistin, oder der Trompeter ihr Solo spielen, bekommen sie vom Klavier eine sichernde, inspirierende Klangkammer, in der sie sich frei entfalten können. Und was macht der Pianist, wenn er auch mal in so einer Klangkammer spielen möchte? Das beste, was er tun kann, ist, sich mit einem Streichquartett auf die Reise zu begeben. Aber, richtigerweise, ist es in diesem Fall der Pianist, der auf die Reise gegangen ist. Roman Babik hat sich mit seinem Bully auf die Reise nach Warschau gemacht und war dort mit dem Atom String Quartet zwei Tage im Studio. Das Ergebnis liegt in dieser großartigen und sehr besonderen cd endlich vor.

Die wahre Kunst besteht darin, das Quartett nicht im Sinne einer Collage zweier Welten zu konzipieren, sondern zu einem jazzmäßigen Ganzen werden zu lassen. Dass das genau in seinem Sinne ist, beweist Roman Babik direkt beim ersten Stück- In „Might Be Spring“ kommen die ersten Streicherklänge quasi als Backbeat. Ein klar romantisch geschriebener Jazzwaltz. War es nicht Bill Evans, der den Jazz im Dreiermetrum so liebte? Heisst nicht eines seiner schönsten Alben „You Must Believe In Spring“? Nun denn, eine würdigere Hommage lässt sich von einem jungen Pianisten doch kaum denken. Damit hängt Roman Babik die Messlatte hoch und bestätigt Stück für Stück, dass sie richtig platziert ist.

Das besondere, die Klangwelt eines konventionellen Quartetts übersteigende Qualität der vier Polen, ist die seltene Fähigkeit einer Tonbildung, die wirklich jazztypisch ist. Wenn die Solovioline im gleichen ersten Stück zum Solo ansetzt, hat der singende Ton eine Individualität, die es im klassischen Fach nicht gibt. Den Jazz macht ja nicht nur Groove und Klang aus, sondern gerade auch der eigene, unverwechselbare Sound und das schaffen die vier Polen wohl besser, als alle anderen Quartette, die sich in die Jazzwelt wagen.

Roman Babik weiss die romantische Schwere der Welt in Moll zu nutzen, in die ihn nur ein spätromantischer Streicherklang führen kann. Aber die rhythmische Qualität von Babik braucht natürlich auch das andere Ende des Regenbogens. Und da erzeugen die tanzenden Pizzicati in Turning Point eine Atmosphäre, die ein wenig an Stings Englishman in New York erinnern, but it’s a Wupperman in Warschau...

Die klangliche Qualität des Albums entspricht allerhöchsten Ansprüchen. Nehmen wir doch noch mal ein Pizzicato, das Cello bei „Clear Confusion“ ist so raffiniert mikrophoniert, das man das eigene Ohr direkt am Steg des Instruments verortet.

Bemerkenswert auch, dass zu dem klassischen Klang auch etwas vom Tempoempfinden des klassischen Fachs den Weg in Roman Babiks Musik gefunden hat. „November Walk“ hat diesen leicht agogischen Atem, der im Jazz sonst eher rar ist. In solchen Momenten zeigt sich einmal mehr das Besondere des Albums, da wird nicht einem Jazzpianisten ein Quartett übergestülpt, nein, da wird das Beste aus zwei Welten gewählt und etwas homogenes, dichtes Neues daraus gestaltet.